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Daniel Kahneman

Denken entschleunigt: Dusch-WC neu gedacht

Die Tücken des schnellen Denkens: Warum das Dusch-WC nicht ohne Strom auskam

Wer würde an die folgenden Aussagen nicht einen Haken machen, ohne zu überlegen: Autos sind zum Fahren da. Klar! Oder: Die Speichen eines Rades müssen alle gleich lang sein, da das Rad sonst eiert. Kein Zweifel! Oder: Ein Dusch-WC benötigt Strom für Pumpe und warmes Wasser. Weiß jeder, wie sonst? Warum es uns aber auch weiterbringt, wenn wir Allbekanntes hinterfragen, hat Daniel Kahneman mit seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ bewiesen. Seine Forschung über Fehlentscheidungen und Denkmuster zusammengetragen widmet sich den Menschen, die sich und ihre Denkweise hin und wieder infrage stellen – berechtigterweise. Kahneman ist Psychologe und Verhaltensökonom, untersuchte das Wesen des menschlichen Handelns im wirtschaftlichen Kontext – und gewann für seine Forschungen 2002 den Wirtschaftsnobelpreis.

Softwheel: Gefedert wird hier die Felge zur Achse!
Denkrille: Gefedert wird die Achse zum Rahmen!
Das menschliche Gehirn im Autopilot-Modus

Das Dilemma des menschlichen Denkens – wen wundert’s – beginnt im Hirn. Der Mensch ist, bezogen auf sein Denkorgan, ein echter Energiesparer – und das Hirn sein größter Energieverbraucher. Historisch betrachtet war es deshalb eine Überlebensstrategie, das Hirn so selten wie möglich anzuwerfen – und Standardsituationen aus dem Erfahrungsschatz zu bestreiten. Kahneman nennt die Lösung von Standardsituationen im Autopilot-Modus „Schnelles Denken“. Gerade guten Managern wird nachgesagt, dass sie in diesem Modus besonders effektiv funktionieren. Aber das schnelle Denken – so nützlich es ist, wenn der Säbelzahntiger um die Ecke biegt – hat seine Tücken. Denn das schnelle Denken setzt Dinge voraus – ohne nochmals darüber nachzudenken.

Tatsache oder reine Annahme? Dusch-WCs benötigen Strom

Doch manche Dinge, die als gesetzt gelten, sind es eben nicht! Wie beispielsweise die Annahme, dass Dusch-WCs Strom benötigen. Als der Schweizer Hans Maurer 1956 das Dusch- WC erfand, setzte der Büromaschinentechniker auf Strom, um warmes Wasser und die Duschfunktion im WC zu erzeugen. Sein Ziel waren saubere Hinterteile und das war mit dieser Technik möglich. Seither haben Generationen von Entwicklern im Autopiloten das Maurer-Paradigma „Dusch-WC = Wasser + Strom“ unhinterfragt akzeptiert. Mehr noch: Sie haben es mit Sitzheizungen, Warmluftföhn und elektrisch bewegten WC-Deckeln manifestiert.

Hygienisch auch ohne Strom – Dusch-WC neu erfunden

Maurer verstarb 95-jährig im Jahre 2013. Wenig später stellte sich heraus, dass sich seine Idee auch ohne Strom ebenso komfortabel und hygienisch umsetzen lässt. Seit der Erfindung im Jahre 1956 hat sich die Zirkulationsleitung in der Haustechnik durchgesetzt: Warmes Wasser direkt aus der Leitung ist schnell überall verfügbar. Und eine Duschbrause lässt sich auch mit Wasserdruck und ganz ohne Strom ausfahren, wie wir z.B. mit TECEone beweisen: Es geht auch anders „Quod erat demonstrandum“.

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